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“Der neunte Tag” ist ein Spielfilm aus dem Jahr 2004, bei dem der weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannte Volker Schlöndorff Regie führte. Der Spielfilm ist eine Koproduktion von Deutschland, Luxemburg und Tschechien. Das historische Drama beruht auf den Tagebuchaufzeichnungen des während der Zeit des Dritten Reichs im KZ Dachau inhaftierten luxemburgischen Pfarrer Jean Bernard. Das Drama hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten.
Die Basis für „Der neunte Tag“ ist das Tagebuch des luxemburgischen Priesters Jean Bernard, das er in der Autobiografie „Pfarrerblock 25487“ verarbeitete. Die Nationalsozialisten inhaftierten während ihrer Schreckensherrschaft die Angehörigen von Religionsgemeinschaften, also auch der katholischen und der evangelischen Kirche. Zunächst waren diese Häftlinge auf sämtliche Konzentrationslager verteilt. Später versuchten deutsche Bischöfe zusammen mit dem Vatikan zu intervenieren, was zur Folge hatte, dass die vornehmlich zuvor als Priester tätigen Inhaftierten anderen, „herkömmlichen“ Gefangenen gegenüber deutliche Hafterleichterungen zugesprochen bekamen.
Allerdings führte das wieder zu starkem Missfallen bei den regulären Häftlingen. Auch die SS-Wachmannschaften machten keinen Hehl daraus, was sie von den Vergünstigungen hielten. Bald wurde den Kirchenmännern aufgrund ihrer besseren Haftbedingungen arbeitsscheu nachgesagt. Insbesondere im bayrischen KZ Dachau verschlimmerte sich dadurch deren Lage deutlich. Aufgrund der Beschwerden seitens der Bischöfe und des Vatikans wurden sämtliche geistliche Inhaftierte nach Dachau verlegt. Der Vatikan finanzierte deutlich höhere Lebensmittelrationen, die anderen Häftlingen verwehrt blieben.
Jedoch führte die Ansicht unter SS-Mannschaften, dass es sich bei den Priestern um arbeitsscheues und faules Pack handeln müsse, zur deutlich höheren Selektierung für Versuchzwecke, die meist mit dem Tod endeten. In diesem Umfeld ist das Kammerspiel von Volker Schlöndorff auf Basis der Jean-Bernard-Autobiografie angesiedelt. Der Priester Abbé Henri Kremer (Ulrich Matthes) ist ebenfalls in Dachau inhaftiert. Doch er soll der SS behilflich sein. Er soll seinen Vorgesetzten, Bischof Philippe (Hilmar Thate) dazu bringen, mit den deutschen Besatzern zu kooperieren.
Dazu muss Kremer jedoch in die Freiheit entsandt werden. Hierfür bekommt er neun Tage zugesprochen. Während dieser Zeit muss er regelmäßig, also täglich, Untersturmführer Gebhardt (August Diehl) berichten. Der war vor seiner SS-Zeit ebenfalls Anwärter zum Priesteramt, entschied sich jedoch kurz vor seiner Priesterweihe für eine Laufbahn bei der berüchtigten SS. Doch ganz ohne Zwiespalt geht es auch bei ihm nicht ab. Gebhardt war nämlich zuvor auch in den osteuropäischen KZs stationiert und hat dort das Grauen der Nazis in vollem Umfang mitgekommen. Daher ringt er immer wieder mit sich selbst, was der richtige Weg sei.
Aber auch Kremer belasten Probleme. Zuvor, im KZ Dachau, teilte er seine kleine Wasserration nicht mit einem Mithäftling, der sich danach für Selbstmord entschied, indem er in den Grenzzaun lief und sich erschießen ließ. Beruhend auf diesem Ereignis will Krämer nicht zum Judas an seinem eigenen Glauben werden. Für die Inszenierung des Historien-Dramas erhielt „Der neunte Tag“ zahlreiche Filmpreis-Auszeichnungen, darunter unter anderem den Deutschen Filmpreis 2005, den Deutschen Kamerapreis 2006, außerdem weitere Nominierungen aus Polen und selbst dem Iran. Dazu kommen noch viele Nominierungen. Für geschichtsinteressierte Filmfreunde ist „Der neunte Tag“ als Aufarbeitung des oftmals im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus zu kurz geraten Themas von individuellen Schuld- und Unschuldsfragen bei Einzelschicksalen zu verstehen.